Autorin
Judith Wolfsberger

Wie ich zur Autorin wurde

Judith Wolfsberger, Mag. phil., geb. 1970 ist auch Autorin von „Frei geschrieben: Mut, Freiheit und Strategie für wissenschaftliche Abschlussarbeiten“ (UTB, 5. Auflage). Sie lebt mit ihrem Sohn in Wien.

Judith Wolfsberger hat 2002 das writers’studio Wien gegründet, das nunmehr zu einem mittelgroßen privaten Schreibinstitut – mit Schwerpunkt angloamerikanische Schreibdidaktik – herangewachsen ist. Dort und an anderen Institutionen hält sie Schreibseminare u.a. zu Personal Essay, Sachbuch, Memoir, feministischer Schreibpraxis, Visual Diary, verständlichen Sach- & Fachtexten etc.

Sie hat Geschichte und Wissenschaftstheorie in Wien, Rhetoric in Berkeley und Creative Writing in New York und Los Angeles studiert. In Berlin wurde sie zur Schreibtrainerin ausgebildet.

Andere berufliche Stationen: Buchhändlerin, Verlagslektorin, Mutter.

Von Judith Wolfsberger

„Judith malt nie nur ein Bild“, hat meine Omi immer wieder über mich als Kind gesagt. „Sie malt Serien“. Meine Mutter hat mich, als sie eine Studentin war, überall hin mitgenommen. Ein Stoß Karteikarten und ein Kuli reichten aus, um mich ruhig zu stellen. Im Nu kritzelte ich sie voll. Zu Hause und im Kinderladen malte ich am Boden mit Fingerfarben, wie es sich für ein Hippie-Kind der 1970 er Jahre gehörte. Dann kam die Schule und später – und noch schlimmer – ein Realgymnasium: Schluss wars mit dem genüsslichen Malen.

Doch, wie eine Schreibpädagogin auf einer Konferenz in Istanbul unlängst sagte: „Der Beginn des Schreibenlernens liegt im kindlichen Zeichnen“ –  und so konnte mir die Schule nicht allzu viel antun. Die Basis war gelegt. Die Lust und das Selbstbewusstsein am Schreiben kamen aber erst Jahrzehnte später. Die trockenste Phase in meinem Leben war wohl zwischen 19 und 24 Jahren, als ich gar nicht mehr zeichnete und malte und noch nicht (gern) schrieb, sondern wahnsinnig viel las und versuchte, alles geisteswissenschaftlich zu analysieren. Hallelujah!

Dann kam Amerika, das für mich, als Tochter einer linken, tendenziell antiamerikanischen Familie, nicht vorgesehen war. Doch Mama California drückte mir einen imaginären Schreibzauberstift in die Hand, der mich wie ein Blitz durchrüttelte. „Schreib, schreib, schreib endlich!“ Berkeley ist die (Wieder-) Geburtsstadt meiner inneren Schreiberin, der erwachsenen Pippi-Langstrumpf-Zeichnerin. Ich schrieb ein (wissenschaftliches) Paper ums andere, über Foucault & Co und konnte nicht mehr aufhören. Die amerikanische Schreibdidaktik wurde mein Zuhause. Da zieh ich nicht mehr aus.

Jedes Jahr im Februar flieg ich zu Mama California. Oder zu Sister New York. Oder auch zu Cousin Arizona. Ich bade mich im amerikanischen Schreibgruppen-Feeling & Feedback, Ideenbörsen & Ermutigungsduschen. Ohne all das wäre „Schafft euch Schreibräume!“ nie entstanden, ohne die kindliche Manie, ein Blatt ums andere mit Zeichnungen zu füllen und ohne die amerikanische Weite und Wärme.

Alles weitere darüber, wie ich zur Autorin wurde und was es braucht, damit Frauen – und auch Männer – den Mut & die Ermutigung zum freien, authentischen Schreiben finden, steht in meinem neuen Buch. Go for it.
(Jänner 2018)